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Über den Sand gekommen ...

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Die spezifische therapeutische Methode Sandspiel hat eine besondere Wichtigkeit
in meinem beruflichen Werdegang zum Jung'schen Psychanalytiker

Ein Artikel zur Gründungsgeschichte der C. G. Jung-Gesellschaft Köln e.V.

„Nicht nur ich bin über den Sand zum Verein gekommen", was bedeutet das? Diese Frage beschäftigte am 16. November 1994 eine staunende Zuhörerin, als Dieter Schnocks im Jugendgästehaus Köln den Verein zum ersten Mal öffentlich vorstellte. Später, als wir darüber schmunzelten und ich ihr das Geheimnis enträtselte, wurde auch mir noch einmal bewußt, wie alles entstanden war.

Dieter Schnocks hatte bei den Lindauer Therapietagen Dora Kalff die Begründerin der Sandspieltherapie kennengelernt und wollte sie für Fortbildungen in Köln gewinnen. Er arbeitete damals als Diplom-Psychologe in einer Kölner Beratungsstelle. Als sie ablehnte, wandte er sich an Eva Sigg, ihre Assistentin, die dann in einer ersten Gruppe regelmäßig das Sandspiel vorstellte. Eva Sigg ist Diplom-Psychologin und Sandspieltherapeutin, lebt und arbeitet in der Schweiz.

1984 kam ich über meine Supervisionsgruppe mit der Methode des Sandspiels in Berührung. Spontan beschlossen wir in der Gruppe, Eva Sigg zu uns einzuladen, damit sie uns das Sandspiel vorstellen könne. Wir, das sind fünf Diplom-Heilpädagoginnen, die im psychotherapeutischen Bereich tätig sind und die Sandspieltherapie vor allem in der Arbeit mit Kindern einsetzen wollten.

So entstanden die ersten Sandspielgruppen mit Eva Sigg in NRW erst in Bergheim, dann in Wuppertal. Hier wuchs die Gruppe weiter an, eine zweite entstand in Neuenkirchen, dann in Solingen und Wissersheim. Ende 1993 konnte Eva Sigg nicht nach Deutschland kommen, sie bat deshalb Dieter Schnacks, sie zu vertreten. Und in Wissersheim am Küchentisch der Familie Jungbluth - Ulrich Jungbluth wurde später 2. Vorsitzender - entstand in einer Arbeitspause die Idee einer Vereinsgründung. Zuerst drehte sich alles um das Sandspiel. 

 

Doch schon bald entwickelte sich der Gedanke, C.G. Jung mit seiner Analytischen Psychologie, die ja auch der Grundpfeiler des Sandspiels ist, in den Mittelpunkt zu stellen. Damit eröffneten sich noch andere. Möglichkeiten der Vermittlung und Erfahrung mit den archetypischen Ausdrucksformen des Unbewußten, wie dem Traum, dem unbewußten Malen, Tanz, Märchen, Mythen u.a.m. Vor allem hielten wir an der Idee fest, Angebote für jede Frau und jeden Mann zu machen. Wir hatten alle bemerkt, daß das Interesse an der Psychologie Jungs nicht nur bei den Profis lag. Oft fragten Eltern, deren Kinder eine Sandspieltherapie machten, was das denn sei. Und wenn Begriffe wie Archetypen oder kollektives Unbewußtes fielen, wurden aus verständnislosen häufig interessierte Blicke mit der Frage, wo man mehr darüber erfahren könne.

Von diesen hoffnungsvollen Gesprächen genährt und mit Eva Siggs Ausspruch: ,,Wenn es nicht klappt, hören wir eben wieder auf", angestoßen, machte sich Dieter Schnocks als gebürtiger Kölner auf den Weg, um den Vorstand und eine Geschäftsstellenleiterin zu finden. Letztere war schnell gefunden: Frau Böttcher, seine ehemalige Kollegin. Ihre Verbindungen sowie ihr Organisationstalent schafften eine solide Basis und die erste Adresse für die Geschäftsstelle des künftigen Vereins. Denn daß dieser entstehen sollte, wurde beschlossen am Freitag vor Karneval 1994.

Erstausgabe: "Jung-Zeit", Juni 1998, Köln

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